Am 13. Januar wurde in Berlin der Preis "Soziale Stadt" 2004 verliehen. Für den Wettbewerb wurden über 200 Beiträge aus dem gesamten Bundesgebiet eingereicht. Acht Projekte wurden mit einem Preis, zehn weitere mit einer Anerkennung ausgezeichnet.
Wie können Schulen in benachteiligten Stadtquartieren zu sozialen Quartiersmittelpunkten werden? Welchen Beitrag können Städte, Wohnungsunternehmen, Ladenbesitzer und andere Akteure für die Stabilisierung der Nachbarschaften leisten? Wie sehen neue Wege aus, um durch Krankheit oder Behinderung benachteiligte oder sozial marginalisierte Gruppen gleichberechtigt in ihre lokalen Gemeinwesen einzubeziehen? Auf solche und andere Fragen haben die Teilnehmer des Wettbewerbs "Soziale Stadt 2004", der mit über 200 Beiträgen ein bundesweites Echo fand, überzeugende und nachahmenswerte Antworten gefunden. Auf der Preisverleihung am 13. Januar in Berlin wurden acht Projekte mit einem Preis und zehn weitere Initiativen mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Die Initiatoren des Wettbewerbes - der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt, der Deutsche Städtetag, der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, die Schader-Stiftung, das Wohnungsunternehmen SAGA/GWG Hamburg und der vhw Bundesverband für Wohneigentum, Wohnungsbau und Stadtentwicklung – sehen ihr Ziel erreicht. Ihnen ging es darum, die Bemühungen um soziales Miteinander und die gezielte Förderung von Bedürftigen in den Stadtquartieren zu würdigen. Im Mittelpunkt der eingereichten Projekte sollten Erfolge bei der Stärkung des Zusammenhalts der Gemeinwesen in den Stadtteilen und Nachbarschaften stehen. Die Preisträger Für den Wettbewerb wurden insgesamt 207 Beiträge eingereicht, in denen Städte und Wohnungsunternehmen, Bürger, Institutionen und Vereine zeigen, wie sie gemeinsam und mit viel Kreativität die Nachbarschaften in den Quartieren stärken, die Integration fördern und die Lebensbedingungen verbessern. Die ausgezeichneten Projekte verfolgen mannigfache Zielsetzungen, lassen aber auch Schwerpunkte erkennen: Das Zusammenleben von Jung und Alt stand vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung im Mittelpunkt mehrerer Projekte. So ist in der Stadt Arnsberg unter der Fragestellung "Wie möchte ich leben, wenn ich älter bin?" ein stadtweites Senioren – Netzwerk entstanden, das über PC-Kurse, Geschichtswerkstätten, Wohnberatung etc. in engem Kontakt zur nachwachsenden Generation steht. In der kleinen Stadt Vogt bietet in einer Wohnanlage nach dem Konzept "Lebensräume für Jung und Alt" ein generationenübergreifender nachbarschaftlicher Verbund vielfältige Hilfen an und fördert u.a. über einen gemeinsamen Mittagstisch von Senioren und Schülern das Miteinander. Das Zusammenwirken von Stadtverwaltungen mit Wohnungsunternehmen, Vereinen, freien Trägern und Bürgern bei der sozialen Gestaltung der Quartiersentwicklung und des Stadtumbaus war einer Reihe eingereichter Projekte gemeinsam. So wird im Zwickauer Plattenbaugebiet Eckersbach ein Integrationstreff für und von Spätaussiedlern betrieben, der wiederum eng mit Einrichtungen für präventive Kinder- und Jugendarbeit und dem von der Wohnungsbaugenossenschaft unterstützten Verein "freundliche Nachbarn" zusammenarbeitet. In der dicht bebauten Hamburger Lenzsiedlung mit 40 Prozent Mietern ausländischer Herkunft aus 26 Nationen wurden "Bewegungsräume" durch ein gemeinsam mit den Bürgern erarbeitetes Freiraumkonzept geschaffen. Koordiniert arbeitende Einrichtungen wie Bürgerhaus, Jugendhaus, Kinderklub und Stadtteilbüro ermöglichen und vermitteln vielfältige Initiativen. Ebenso ist der Bewohnertreff im Hamburger Quartier Schnelsen–Süd zur "kommunikativen Drehscheibe" geworden, der unterschiedlichste Angebote - von der Jobberatung über den Übersetzungsdienst bis zur Hausaufgabenhilfe - für die 3.000 Bewohner aus 30 Ländern anbietet. Die Kooperation ortsansässiger Gewerbetreibender mit sozialen Einrichtungen kennzeichnet Projekte wie "Eine Straße blüht auf", mit der die Wiesbadener Wellritzstraße durch das gemeinsame Engagement der Ladenbesitzer und der städtischen Aktion "Kultur vor Ort" ihr von Leerstand und Verfall gekennzeichnetes Image überwunden hat. Im Nürnberger Nordosten gelang es der "Bauhütte Nordostbahnhof", im leergefallenen einzigen Nahversorgungszentrum einer von Arbeitslosigkeit und hohem Migrantenanteil gekennzeichneten Siedlung wieder einen "Tante Emma"–Laden zu betreiben. Im gleichen Haus wurde zusammen mit einem Qualifizierungsbüro für die Förderung der beruflichen Integration von Langzeitarbeitslosen eine Nachbarschaftswerkstatt eingerichtet, die bauliche Dienstleistungen für die Nachbarschaft erbringt und sich selbst trägt. Die mit einem Preis ausgezeichnete Umgestaltung der Erika–Mann-Grundschule im Berliner Wedding steht als Beispiel dafür, wie sich eine Schule vom sozialen Brennpunkt zu einem Magneten entwickeln kann, der sich identitätsstiftend dem Kiez öffnet. Auch andere eingereichte Schulprojekte zeigten: für Quartiere, in denen sich soziale Problemlagen konzentrieren, bleibt die Überwindung von Benachteiligung durch Bildung ein Schlüsselthema der Sozialen Stadt. Der Wettbewerb wurde finanziell unterstützt durch die E&C – Regiestelle, die Aktion Mensch und das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Tilo Braune, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, dankte den Preisträgern für ihre ideenreichen Projekte und machte deutlich, dass die Förderung der "Sozialen Stadt" auch weiterhin ein wesentliches Anliegen der Bundesregierung sein wird. Dies wurde von den Initiatoren des Preises ausdrücklich begrüßt, da immer mehr Nachbarschaften infolge sozialer Spannungen in den Wohnquartieren überfordert seien und zugleich die finanziellen Handlungsspielräume von Städten, Wohnungsunternehmen und Wohlfahrtsverbänden schrumpften. Auch vor dem Hintergrund der weitreichenden Reformen in der Arbeitsmarktpolitik mit ihren schwer voraussehbaren sozialen Folgen sei das Engagement für die Soziale Stadt notwendiger denn je. Eine Übersicht der Preisträger und der mit Anerkennungen ausgezeichneten Projekte steht im Internetangebot des BBU als PDF-Dokument zur Verfügung. Übersicht der Preisträger und der ausgezeichneten Projekte
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33272_Preistraeger-Soziale-Stadt-2004
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