Offener Brief der Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg e.G. zum Thema Hartz IV
„Jüngste Äußerungen des Herrn Wirtschaftsministers Wolfgang Clement zeugen von großer Unkenntnis über die Qualität des Wohnens und Lebens in der „Platte“. Wir wollen seine von Vorurteilen geprägte Meinung, die er dieser Tage zum Beispiel im ZDF heute-journal äußerte, nicht unkommentiert lassen.„Niemand sollte Angst haben, wegen Hartz IV in einen Plattenbau ziehen zu müssen“, so in etwa lautete eines Ihrer Argumente, mit denen Sie die ZDF-Zuschauer davon überzeugen wollten, dass die Konsequenzen der anstehenden sozialen Veränderungen im Land ja gar nicht so gravierend seien.Tatsächlich braucht niemand Angst zu haben, einmal in die „Platte“ zu müssen, denn gerade hier im Ostteil der Stadt wurden in den vergangenen Jahren immense Bemühungen unternommen, um die industriell gefertigten Häuser zu einem Zuhause mit modernen Wohnstandards für die Bewohner zu gestalten. Die WGLi Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg e.G. zum Beispiel – mit einem Bestand von über 10.000 Wohnungen in den Lichtenberger Ortsteilen Fennpfuhl und Friedrichsfelde, davon die Mehrheit sogenannte Plattenbauten – hat nach der Wende mehr als 650 Millionen Mark für aufwendige Sanierungs- und Modernisierungsprogramme investiert. Vom Keller bis zum Dach wurden umfangreiche Veränderungen im gesamten Wohnungsbestand vorgenommen. So mancher WGLi-Wohnhof kann heute durchaus als Beispiel für (wirklich) blühende Landschaften herhalten. Mitglieder und Mieter der WGLi empfangen in ihrem Fernsehen zu Hause ein genossenschaftseigenes Informationsprogramm. In Zusammenarbeit mit der BOSCH-Breitbandnetze GmbH wurde ein hochmodernes Multimedia-Netz installiert, das u. a. Internetfreaks oder Zuschauer fremdsprachiger Programme zu schätzen wissen. Dank zahlreicher Aktivitäten konnten vor allem die warmen Betriebskosten reduziert werden, weshalb der WGLi im Mai 2004 der zweite Platz im Wettbewerb „Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft Contra 2. Miete“ der Aareon AG unter Schirmherrschaft des GdW-Präsidenten Lutz Freitag zuerkannt wurde.In der „Platte“ wird die Entwicklung in der Wohnungswirtschaft nicht zurückgedreht, sondern voran gebracht. Es ist also kein sozialer Abstieg, sondern durchaus ein Zuwachs an Wohn- und Lebensqualität, in eine moderne Plattenbauwohnung zu ziehen. Und bei allem „WGLi-Patriotismus“ sehen wir auch mit Wohlwollen, wie andere Wohnungsunternehmen in der Nachbarschaft ihre „Platten“-Wohngebiete durch umfangreiche Maßnahmen und so manche kreative Idee aufwerten. Wir laden Sie zu uns ein, Herr Minister. Dann können Sie sich ja mal aus der Nähe ansehen, worüber Sie aus der Ferne mit so viel Unwissenheit sprechen. Neue Erkenntnisse wären Ihnen gewiss und Sie würden sicher auch viele fleißige, engagierte, dynamische und flexible Menschen kennen lernen, die ihren Lebensunterhalt entweder an einem Arbeitsplatz verdienen dürfen oder zum Beispiel gezwungen sind bzw. sein werden, eine Hürde nach der anderen von Hartz IV zu nehmen, um das Leben irgendwie zu meistern. Jutta Dudziak WGLi Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg e.G.“