Im Rahmen der Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung wurden im September 2023 sieben Modellvorhaben in Angermünde, Bad Belzig, Brandenburg an der Havel, Frankfurt (Oder), Ludwigsfelde, Potsdam und Senftenberg ausgewählt. In Brandenburg an der Havel fand am 4. September 2024 nun eine Zwischenbilanzkonferenz statt, in der die Vorhaben vorgestellt und Erfahrungen ausgetauscht wurden.
Minister Rainer Genilke: „Mit der Landesinitiative ‚Meine Stadt der Zukunft‘ wollen wir den Kommunen ermöglichen, innovative Ideen zu entwickeln, in enger Zusammenarbeit mit der Stadtgesellschaft umzusetzen und dabei den Erfahrungsaustausch zwischen den Städten zu intensivieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen. Wir haben 2020 einen völlig neuen Ansatz entwickelt, um unsere Städte dabei zu unterstützen, sich mit wichtigen Zukunftsthemen wie dem Klimawandel oder der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Ich freue mich, dass wir nun nach einem erfolgreichen ersten Durchgang die Landesinitiative bis 2025 fortsetzen können. Mit unserer Konferenz ziehen wir Zwischenbilanz. Die Modellvorhaben werden vorgestellt und erste Erfahrungen ausgetauscht. Davon können Kommunen im ganzen Land profitieren.“
Die Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ beschäftigt sich mit bau- und raumrelevanten Zukunftsthemen wie der Bewältigung des Klimawandels (z. B. Klimaschutz und Klimaanpassung, lokale Energie-/Wärmeplanung oder umweltgerechte innerörtliche Mobilität), die digitale Transformation (z. B. Smart Living, Smart Mobility, Smart Energy, Datenplattformen und digitale Planungsportale oder Sensorik) und einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung (z. B. demografischer Wandel, lokale Netzwerke, Beförderung demokratischer Prozesse, gesellschaftlicher Zusammenhalt, soziale Stadtentwicklung oder soziale Infrastrukturen).
Die Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ basiert auf zwei Säulen: Zum einen unterstützt das MIL die ausgewählten Kommunen beratend und finanziell bei der Durchführung ihrer Modellvorhaben. Zum anderen entfaltet die Landesinitiative ihre Wirksamkeit über die Modellstädte hinaus. Mit einem kontinuierlichen Austausch zwischen den Städten wird Expertenwissen besser in der Breite und für alle zugänglich gemacht.
Die Zwischenbilanzkonferenz hat allen Brandenburger Kommunen und Fachinteressierten die Möglichkeit gegeben, Einblicke in die bisherige Arbeit der Modellvorhaben zu erhalten. Verschiedene Fachvorträge haben sich mit den relevanten Zukunftsthemen der Stadtentwicklung beschäftigt. In Diskussionsrunden gab es die Möglichkeit, sich mit anderen Städten, Fachleuten, Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern auszutauschen, Ideen einzubringen und von den praktischen Erfahrungen im Rahmen der Landesinitiative zu profitieren.
Das sind die Modellvorhaben
Brandenburg an der Havel: Öffentlicher Raum der Zukunft in Brandenburg an der Havel – südliche Bauhofstraße +
In einem digitalen und analogen Beteiligungsprozess wird am Beispiel der Bauhofstraße im Stadtumbaugebiet der gründerzeitlichen Bahnhofvorstadt die klimaangepasste Gestaltung des öffentlichen Raumes in einer Art Reallabor mit kleinteiligen Maßnahmen erprobt. Darauf aufbauend wird ein allgemeiner Kriterien- und Maßnahmenkatalog für die Klimaanpassung mit verschiedenen räumlichen, technischen und nutzungsbedingten Anforderungen entwickelt, der sich auf das gesamte Stadtgebiet übertragen lässt. Es werden Aushandlungsprozesse bei Nutzungskonflikten auf begrenzt verfügbaren Flächen und zwischen Maßnahmen etabliert. Zudem sollen gezielt neue zielgruppenspezifische Formate erprobt werden, die den Kreis der Mitwirkenden erhöhen und echte Teilhabe kultivieren. Zum Einsatz kommen digitale Instrumente für die Beteiligung, aber auch die Visualisierung und Modellierung räumlicher Planungen, Maßnahmen und Effekten des Klimawandels.
Angermünde: Meine Stadt – Mein Quartier – Unsere Zukunft. Das urbane Gartenquartier in Angermünde
Die Stadt Angermünde möchte auf einem ehemals vorwiegend gewerblich genutzten und stark versiegelten Gebiet in der Nähe des Mündesees östlich der Altstadt einen neuen Stadtteil entwickeln. Das „Urbane Gartenquartier" soll ein klimapositives Wohnquartier mit einem modernen und nachhaltigen Schulneubau als Quartiersmitte, gedacht als gemeinschaftlicher Lernort und offenes Zentrum von und für die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt, werden. Mit einer Vielzahl von partizipativen Formaten wird der „GartenCampus“ als lokales Netzwerk entwickelt und dabei Ideen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger sowie zukünftigen Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt mit der Expertise von Fachleuten in Einklang gebracht.
Bad Belzig: Klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung der historischen Altstadt Bad Belzig durch eine „Bürger-Energie-Genossenschaft“
Zum zweiten Mal mit einem Modellvorhaben bei „Meine Stadt der Zukunft“ dabei ist Bad Belzig. Im Rahmen des neuen Vorhabens soll ein Umsetzungs- und Handlungskonzept für eine klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung für die historische Altstadt Bad Belzig erstellt werden. Dabei möchte die Stadt mit Aufgabenträgern der Strom- und Wärmeversorgung, Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer sowie Mieterinnen und Mieter untersuchen, ob eine technisch und wirtschaftlich tragfähige, gemeinschaftlich-gemeinwohlorientierte und klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung umsetzbar wäre, die einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte. Im vorherigen Modellvorhaben erprobte Beteiligungsformate (z. B. Bad Belzig App, Beteiligungsplattform, Klimadatendashboard) sollen breiter und intensiver durch Einbeziehung der Akteurinnen und Akteure zur Anwendung kommen.
Frankfurt (Oder): Kollaborative Entwicklung eines Zentrums für nachhaltiges Wirtschaften im Quartier Slubicer Straße
Mit dem Vorhaben soll die Quartiersentwicklung Slubicer Straße unterstützt werden. Herzstück der städtebaulichen Entwicklung bildet die Errichtung eines „Zentrums für nachhaltiges Wirtschaften“, das auf der zentralen Brache / Freifläche in zeitgenössischer Architektur entstehen soll, um gemeinsam mit der Umgestaltung der öffentlichen Räume der Slubicer Straße und einer verbesserten Anbindung der Oder-Promenade die aktuell unattraktive städtebauliche Raumsituation aufzuwerten. Das Zentrum soll zu einem Ort werden, der Innovationen und Gemeinschaft für eine bessere Welt von morgen verbindet, z. B. mit Themen von Bauen und Architektur wie Energiewende, Kreislaufwirtschaft, vertikale Gartenstadt, Biodiversität, Anpassung an Klimawandel. Außerdem soll das Zentrum auch das Zusammenwirken von Frankfurt und seiner polnischen Nachbarstadt befördern. Mit neuen Beteiligungsformaten will die Stadt Frankfurt (Oder) Mitbestimmung ermöglichen und Interessierte zum „Stadtmachen“ ermutigen.
Ludwigsfelde: Brückenschlag zwischen Stadt und Zukunftspark
In Ludwigsfelde, wo sich große Gewerbe- und Industrieansiedlungen relativ getrennt von der Kernstadt angesiedelt haben, soll im Rahmen des Modellvorhabens mithilfe innovativer Beteiligungs- und Planungsprozesse eine funktionelle Verbindung zwischen diesen gewerblichen Bereichen der Stadt und der Kernstadt geschaffen und diese stärker in die Stadtentwicklung einbezogen werden. Anknüpfungspunkt hierfür bildet die Entwicklung des neuen „Zukunftsparks“, der als Innovationscampus für die gesamte Stadt fungieren soll. Unter Einbindung der Ludwigsfelder Unternehmen und Bevölkerung soll eine positive „Campus-Kultur“ entwickelt werden.
Potsdam: Stadtleben – Erlebnisraum Straße
Im Rahmen des geplanten Modellvorhabens soll mit räumlichem Fokus auf die Zweite Barocke Stadterweiterung in verschiedenen kooperativen Beteiligungsformaten diskutiert und ausprobiert werden, wie innerstädtische Straßen der Zukunft aussehen können und wie Straßenräume in der Potsdamer Innenstadt mit einer hohen Aufenthaltsqualität ohne motorisierten Durchgangs- und Parksuchverkehr für alle Bevölkerungsgruppen gerecht zu nutzen und zukunftsorientiert zu gestalten sind. Mit verschiedenen Bausteinen soll dabei insbesondere die Akzeptanz einer autoarmen Innenstadt in der Stadtgesellschaft erhöht werden. Die Ergebnisse sollen die Umsetzung des bereits beschlossenen Konzepts „Innenstadt – Straßenräume neu denken!“ unterstützen.
Senftenberg: Erprobung von Augmented und Virtual Reality in Partizipations-prozessen für die Neugestaltung einer Jugendfreizeitfläche
Die Stadt Senftenberg hat bei der Erarbeitung eines neuen Spielplatzentwicklungskonzepts ein Defizit an Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene ermittelt und möchte diesen Bedarf ins Blickfeld der Stadtentwicklung rücken. Im Rahmen des Modellvorhabens soll ein innovativer, ambitionierter und aktivierender Teilhabeprozess erprobt werden, bei dem Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) zum Einsatz kommen. Ziel ist es, Gestaltungsentwürfe für mindestens eine attraktive Jugendfreizeitfläche zu entwickeln und mit der Stadtgesellschaft abzustimmen. Aus den erprobten Erfahrungen werden außerdem Empfehlungen und Hinweise für den Einsatz von AR/VR-Techniken in künftigen Planungs- und Partizipationsprozessen formuliert, die auch auf andere Projekte übertragbar sein sollen.
Quelle: Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg