Wie die Daten des kürzlich veröffentlichten Sozialstrukturatlasses zeigen, hat sich die soziale Lage in allen Berliner Bezirken verschlechtert. Da diese Entwicklung von größter Bedeutung für die Bestandsstrategien der Wohnungsunternehmen ist, lud der BBU seine Mitglieder am 10. August 2004 zu einer Verbandskonferenz ein.
Ziel war neben der Vermittlung detaillierter Informationen aus erster Hand auch der Erfahrungsaustausch bezüglich der zu ziehenden Konsequenzen. In fünf Vorträgen informierten hochrangige Referenten die insgesamt 53 Teilnehmer über Inhalte und Folgen des Sozialstrukturatlasses und standen im Anschluss für eine rege Diskussion zur Verfügung.Zunächst stellte Prof. Gerhard Meinlschmidt, der maßgebliche Autor des Sozialstrukturatlasses, dessen Methodik und Inhalte vor. Sein wenig positiv stimmendes Fazit: Die Daten zeigen eine stärkere Polarisierung in der Stadt auf: Die soziale Lage verschlechtert sich insgesamt, und die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Die Folgen dieser Entwicklungen könnten nur ressortübergreifend angegangen werden, so Prof. Meinlschmidt. Dabei sei es insbesondere wichtig, nicht nur gemeinsame Ziele, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, sondern diese im Sinne einer Erfolgskontrolle mit wissenschaftlicher Methodik zu evaluieren.Für die Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz ging Staatsekretärin Dr. Petra Leuschner auf die Handlungskonsequenzen ein, die ihr Haus in sozialer Hinsicht aus den Daten gezogen hat. Dabei sei zu unterscheiden zwischen ressort-internen und ressort-übergreifenden Folgerungen: So sollen ressort-intern alle Förderbereiche auf Möglichkeiten überprüft werden, stärkere Gewichtungen und Umverteilungen vorzunehmen, um die Sozialdaten so besser zu berücksichtigen. Ressort-übergreifend sei eine stärkere Vernetzung der Ziel-, Maßnahmen- und Finanzplanung sowie eine Aktionsplanung gegen soziale Ausgrenzung vorgesehen.Die Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Hella Dunger-Löper, schließlich beschäftigte sich mit der Frage „Zweiteilung der Stadt in Arm und Reich – Welche Gegenmaßnahmen ergreift die Wohnungspolitik?“. Wesentliches Mittel zur Bekämpfung einer solchen Zweiteilung sei das Quartiersmanagement, das – wie ein kürzlich vorgelegtes Gutachten bewiesen habe – bereits beachtliche Erfolge verzeichnen könne. Aus diesem Grund solle es über die heute 17 Quartiersmanagementgebiete hinaus ausgedehnt werden. Darüber hinaus sei die Entwicklung eines „Quartiersmanagement light“ angedacht, durch das die gewonnenen Erfahrungen in einer Art Baukastensystem kostengünstig auf andere Gebiete übertragbar gemacht werden sollen.Praxisbeispiele zum Umgang mit den Erkenntnissen des Sozialstrukturatlasses stellten zum einen Frank Bielka für die DEGEWO, zum anderen Gabriele Bohleber für die Charlottenburger Baugenossenschaft vor. Ersterer berichtete über eine Mieterbefragung im Brunnenviertel, nach der die Bewohner ihre Wohnung zwar durchaus positiv bewerten, die Nachbarschaft z.B. in Punkto Sicherheit und Sauberkeit aber eher kritisch sehen. Um dieses Problem anzugehen und die Potenziale des Viertels zu nutzen, habe die DEGEWO eine ganzes Maßnahmenbündel entwickelt. Wichtig sei jedoch, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen – und zwar am gleichen Ende. Gabriele Bohleber beleuchtete die Folgen verschlechterter Sozialdaten für die „Charlotte“. Um dem Anspruch, ihren Mietern ein „lebenslanges Wohnen“ zu ermöglichen, müsse sich die Genossenschaft angesichts der aktuellen Herausforderungen weiterentwickeln, von der Verwaltungsgenossenschaft, die sie einst war, hin zu mehr Nutzerorientierung mit den Schwerpunkten Sozialarbeit und Wohnumfeldverbesserung.Die Präsentationen der Referenten stehen im Internet-Angebot des BBU als PDF-Dokumente zur Verfügung. Referat von Prof. Gerhard Meinlschmidt (2,2 MB) Referat von Staatssekretärin Hella Dunger-Löper (7,4 MB) Referat von Frank Bielka (1,2 MB) Referat von Gabriele Bohleber (180 KB)
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D356_15-04%20Bericht%20VK%20SenGesSozV
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D35A_15-04%20Bericht%20VK%20soziale%20Stadt%20neu
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D35E_15-04%20Bericht%20VK%20Sozialer%20Strukturatlas
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D362_15-04%20Bericht%20VK%20Charlotte
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