Vor dem Hintergrund der erheblichen Auswirkungen vielschichtiger gesellschaftlicher Veränderungen auf das Zusammenleben im Quartier und in den Nachbarschaften hatte der BBU am 16. Juni 2025 BBU zur Verbandskonferenz „Berliner Quartiersmanagement vor neuen Herausforderungen“ eingeladen.
BBU-Vorstand Maren Kern hob in ihrer Eröffnungsrede die wachsenden Herausforderungen im Berliner Quartiersmanagement hervor und betonte die entscheidende Rolle der Mitgliedsunternehmen für stabile Nachbarschaften. Sie würdigte das Engagement der sozialen Wohnungswirtschaft, die weit über die Bereitstellung von Wohnraum hinausgeht. Maren Kern betonte die Bedeutung des fachlichen Austausches über Strategien zur Bewältigung von Überforderung und sozialer Entmischung in den Quartieren.
Mario Hilgenfeld, Bereichsleiter Wohnungswirtschaft und -politik beim BBU, wies in seinem Bericht auf die wachsende Bedeutung des sozialen Quartiersmanagements als Antwort auf komplexer werdende gesellschaftliche Herausforderungen hin. Es sei nicht nur kommunale Aufgabe, sondern auch ein zentraler Bestandteil der wohnungswirtschaftlichen Verantwortung, insbesondere für sozial orientierte und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen. Diese engagierten sich mit eigenen Mitteln für stabile Nachbarschaften, könnten den sozialen Wandel jedoch nicht allein bewältigen. Eine verlässliche staatliche Unterstützung sei daher unerlässlich für eine nachhaltige Quartiersentwicklung.
Überforderte Quartiere – Studie zeigt Handlungsdruck im Quartier
Prof. Dr. Bölting stellte auf der Konferenz die Ergebnisse der InWIS-Studie „Überforderte Quartiere“ vor, die Wohnquartiere als Spiegel gesellschaftlicher Spannungen identifiziert. Die Studie zeigt, dass Faktoren wie Migration, verfestigte Armut, Wohnungsnot und kommunale Überlastung in vielen Stadtteilen zu einer Erosion des sozialen Zusammenhalts führen. Quartiersarbeit sei zwar ein zentraler Lösungsansatz, werde aber oft unterfinanziert, fragmentiert und nicht strategisch genug umgesetzt. Gefordert wird ein systemischer Politikwechsel: weg von befristeter Projektförderung hin zu langfristig verlässlicher Quartiersentwicklung mit starker kommunaler und wohnungswirtschaftlicher Verankerung.
Berliner Großsiedlungen am Scheideweg? - Aktuelle Befunde und Möglichkeiten des Gegensteuerns
Dr. Bernd Hunger beleuchtet in seinem Vortrag die zunehmende soziale Entmischung und Überforderung in den großen Berliner Wohnquartieren. Rund ein Viertel der Berliner Bevölkerung lebt in diesen Siedlungen, die heute überproportional viele sozial benachteiligte Haushalte aufnehmen und damit zentrale Integrationsleistungen für die Stadt erbringen. Basierend auf den Ergebnissen seiner Studie „Berliner Großsiedlungen am Scheideweg“ weist Dr. Hunger auf eine wachsende soziale Segregation hin und fordert eine stärkere politische Anerkennung sowie gezielte Unterstützung dieser Quartiere. Um den sozialen Frieden zu sichern, sei eine sensible Belegungspolitik ebenso notwendig wie präventive Maßnahmen auch in bislang stabilen Nachbarschaften.
Quartiersarbeit vor Ort
Katrin Baba-Kleinhans, Leiterin Quartiersmanagement bei degewo, präsentierte, wie sich die Situation aktuell direkt vor Ort in Berliner Siedlungen darstellt und gab spannende Einblicke in ihre Arbeit in Berliner Großsiedlungen. Im Fokus dabei: Klimaanpassung, soziale Stabilität und ein starkes Miteinander – gemeinsam mit den Menschen vor Ort. Frau Baba-Kleinhans zeigte, wie durch gezielte Maßnahmen wie Nachbarschaftstreffs, Gemeinschaftsgärten und kulturelle Angebote Räume für Teilhabe und Begegnung geschaffen werden. Dabei wurde deutlich: Quartiersqualität entsteht durch Kooperation, lokale Netzwerke und das Engagement der Bewohnenden.
Die anschließende Diskussion unter der Leitung von Mario Hilgenfeld war intensiv und breit gefächert. Eine stabile Quartiersentwicklung gelingt nur, wenn Wohnungsunternehmen, Kommunen und die Mieter an einem Strang ziehen. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung des großen Engagements vor allem der landeseigenen Unternehmen und der Genossenschaften, trotz der begrenzten Ressourcen vor allem bei kleineren Unternehmen, sowie die Wichtigkeit des gemeinsamen Austausches, gerade zwischen benachbarten Quartieren. Die Verbandskonferenz setzte damit ein klares Signal: Es gibt viele Herausforderungen – aber es gibt auf Seiten der Wohnungsunternehmen viel guten Willen diese gemeinsam anzugehen.
Quelle: BBU

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