AUCH IN ÖSTERREICH TOBT DIE DISKUSSION UM DEN ENERGIEPASS

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Die ab Januar 2006 von der EU vorgeschriebene Einführung eines Energiepasses zur Dokumentation des Energiebedarfs von Gebäuden sorgt nicht nur in Deutschland für heftige Diskussionen in Politik, Energie- und Wohnungswirtschaft. Auch in Österreich stehen sich verschiedene Lager gegenüber. So plädierte jüngst der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) in Wien dafür, zwar Gebäude-Energieausweise einzuführen, „aber bitte nicht die teuersten“. Diese Ausweise machten Sinn in Richtung Bewusstseinsschärfung, verursachten dem Eigentümer jedoch auch gehörige Kosten von etwa 1.500 Euro pro Gebäude. Experten zur Feststellung des Energieverbrauchs von Gebäuden gäbe es 14 Monate vor Inkrafttreten des Gesetzes zudem gerade eine Handvoll. Mit dem bedarfsorientierten Energieausweis werde noch kein Liter Heizöl eingespart. Es könne allerdings der Gebäudeeigentümer veranlasst werden, das Haus thermisch zu sanieren, weil ihm sonst die Kauf- oder Mietinteressenten abhanden kommen. Dies funk-tioniere allerdings nur auf von Überangebot geprägten, regionalen Wohnungsmärkten. Im ÖGV meint man, dass für solche Zwecke ein verbrauchsorientierter Energieausweis auf Basis der Gas-, Strom-, Öl- und/oder Fernwärmerechnung, versehen mit der freundlichen Empfehlung, bei überdurchschnittlich hohem Verbrauch einen Fachmann zwecks genau-er Gebäudeanalyse zu konsultieren, ausreichend sei. Immerhin koste der Energiepass in der bedarfsorientierten Variante allein für die 200.000 Gebäude Wiens eine Drittel Milliarde Euro, ein Betrag mit dem man eine neue U-Bahnlinie durch halb Wien bauen könne. Insofern sei ernsthaft zu prüfen, ob nicht doch die billigere Variante angesteuert werden solle, zumal völlig unklar sei, wann nach der wahrscheinlichen Einigung über den Finanzausgleich und der damit verbundenen Wohn-bauförderung massive Förderprogramme für die thermische Sanierung von Gebäuden zu erwarten seien.