Die Latrine ist von besonderer stadtgeschichtlicher Bedeutung, weil sie eines der ältesten profanen Ziegelbauwerke Berlins darstellt. Sie ist ein Anzeichen für die zunehmende wirtschaftliche Konsolidierung Berlins, denn zumeist wurde in dieser Zeit noch mit Holz gebaut.
Die Verlegung der Latrine wurde erforderlich, da die WBM in unmittelbarer Nähe des Fundortes 210 bezahlbare Mietwohnungen errichtet, die voraussichtlich ab Januar 2024 bezugsfertig sein werden. Die Bauarbeiten erforderten die vorübergehende Verlagerung des mittelalterlichen Funds im Jahr 2021 in ein Zwischenlager.
Seit 2016 wurden Archäologen an dem historisch bedeutsamen Standort aktiv, bevor die Bauarbeiten begannen. Bis in eine Tiefe von fast fünf Metern entdeckten sie Fundamente von Gebäuden, Keller, Hof- und Wegebefestigungen, Brunnen sowie die Überreste einer Latrine. Die ältesten Hinweise auf diese Funde reichen bis zur Gründungszeit der Stadt um das Jahr 1200 zurück.
Dr. Christoph Rauhut, Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin: „Mit der Umsetzung der Latrine ist ein weiterer wichtiger Schritt erfolgt, um vergangene Geschichtszeugnisse im Herzen Berlins für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Wir freuen uns sehr, dass die WBM zum wiederholten Male ihre historische Verantwortung bei der Neugestaltung der Stadt wahrnimmt.“
Lars Dormeyer, Geschäftsführer der WBM: „Auf der Fischerinsel, einem Ort mit einer über 800-jährigen städtischen Geschichte, gestalten wir ein Stück des zukünftigen Berlins. Als WBM setzen wir uns für den Erhalt des historischen Erbes Berlins ein und werden den archäologischen Fund direkt neben unserem Neubau für die Öffentlichkeit zugänglich machen.“
Die mit 1,8 m Seitenlänge quadratische Latrine wurde aus großformatigen Ziegelsteinen errichtet und hatte eine Tiefe von knapp 2 m. Latrinen wurden regelmäßig entleert, bevor sie verfüllt wurden. Die u.a. Keramikgefäße und Tierknochen enthaltende Verfüllung der Latrine bildet ein zeitlich geschlossenes Ensemble aus vermutlich einem Haushalt des 14. Jahrhunderts.
Copyright: Leon Koppelow