Verleihung Qualitätssiegel „Gewohnt gut“ an die Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG /
Projekt „BRAND.VIER: Vorzeigeprojekt Havellandstraße“
Eberswalde, 10. Oktober 2022 – Mit der Komplett-Sanierung eines Stadtviertels bis 2030 schafft die Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG aktuell attraktiven Wohnraum für Eberswalde und wertet das Stadtbild auf. Für das erste fertiggestellte Gebäude in der Havellandstraße wurde die Genossenschaft am 10. Oktober 2022 von BBU-Vorständin Maren Kern und Rainer Genilke, Staatsekretär für Infrastruktur und Landesplanung, mit dem Qualitätssiegel „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“ ausgezeichnet.
BBU-Vorständin Maren Kern gratulierte: „Die Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG hat mit diesem Projekt generationengerechten Wohnraum geschaffen, der wegen seiner modernen Grundrisse, Barrierearmut und gemeinschaftlichen Angebote sehr gefragt ist. Nicht zuletzt durch das innovative Projekt-Marketing und die künstlerische Gestaltung der Eingangsbereiche ist es der 1893 gelungen, dem BRAND.VIER-Quartier ein neues, genossenschaftliches Gesicht zu geben. Damit hat sich die Genossenschaft auch in ganz besonderer Weise um Eberswalde und seine Zukunft verdient gemacht.“
Rainer Genilke, Staatssekretär für Infrastruktur und Landesplanung, sagte: „Das Projekt der Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG ist das größte Sanierungsvorhaben in der Eberswalder Geschichte. 2020 haben wir gemeinsam mit der Wohnungsgenossenschaft und der Stadt mittels Kooperationsvereinbarung beschlossen, das Brandenburgische Viertel als lebenswerten Stadtteil zu stärken und seine Attraktivität zu steigern. Die hervorragende Umsetzung durch die Genossenschaft setzt Maßstäbe für die Stadtentwicklung in Brandenburg. Hochinnovativ hat die „1893“ hier einen wertvollen Beitrag für die Attraktivität Eberswalde als zukunftsfähiger Wohnstandort geleistet.
Die beiden Vorstandsmitglieder Volker Klich und Guido Niehaus freuten sich über die Auszeichnung: „Wir sind sehr stolz, dass wir das Siegel für unsere 1893 gewinnen konnten. Es ist auch eine tolle Anerkennung für unsere Arbeit. Mit dem Auftakt von BRAND.VIER sind wir den ersten Schritt für das Quartier der Zukunft gegangen. Durch Strategie, Kommunikation und Teilhabe binden wir die Bewohner*innen des Viertels eng in die Entwicklungen ein. Denn im Mittelpunkt von BRAND.VIER steht und stand immer die Nachbarschaft und das Wir-Gefühl.“
Preisverleihung am 10. Oktober in Eberswalde; Copyright: BBU / Schubert
Zum Projekt: Innovativer Start in den Quartiersumbau im Brandenburgischen Viertel
Das Projekt wurde im Stadtteil „Brandenburgisches Viertel“ im April 2020 als erstes Wohnhaus im Rahmen der zehnjährigen Quartierssanierung „BRAND.VIER“ in Eberswalde realisiert. 27 Wohnblöcke werden dabei bis zum Jahr 2030 umfangreich saniert und energetisch ertüchtigt, das Straßennetz erneuert und das Wohnumfeld verschönert. Beim ausgezeichneten Wohnhaus im Aktionsraum in der Havellandstraße 24/ 26 handelt es sich um ein Plattenbau-Gebäude aus dem Jahr 1989 (Typ P2 RS, sogenannter „Schwedter Typ“). Das Gebiet ist in diesem Quartiers-Teil von vielen Rückbauflächen geprägt.
Volker Klich und Guido Niehaus ordnen die Ziele für das Projekt im Aktionsraum Havelland ein: „Wir wollten an diesem ersten Sanierungsobjekt im Rahmen des Großprojekts BRAND.VIER die internen und externen Prozesse für alle künftigen Teilprojekte checken und optimieren. Mit geschickter Prozessoptimierung, dem eigenen Marketing ‚Welcome to Boomtown Eberswalde‘ und strategischem Vertrieb konnten beide Ziele erreicht werden. Die Nachfrage durch die Mieterschaft gibt uns Recht: Eine Vollvermietung konnten wir bereits vor Fertigstellung erreichen!“ Die aktuellen Nettokaltmieten liegen nach Abschluss der Objektsanierung bei 7,23 Euro pro Quadratmeter.
Genossenschaftsgedanke baulich umgesetzt
Im Sanierungs-Konzept der 1893 haben die genossenschaftlichen Werte und die Verbundenheit zu Eberswalde eine große Rolle gespielt. Baulich umgesetzt wurde dies in der Havellandstraße beispielsweise durch die zusammengelegten Eingänge: Vier Aufgänge wurden zu zwei Aufgängen zusammengelegt, um den Eingangsbereich zu öffnen, zu vergrößern und mehr Begegnung unter den Hausbewohner*innen zuzulassen. Die Eingangssituation macht nun einen offenen und hellen Eindruck.
Der Gemeinschaftsraum soll ein weiterer Vorteil für die Genossenschaftsmitglieder sein: In einem nachbarschaftlichen und aufgrund der Pandemie online stattfindendem Beteiligungsverfahren konnten die Mitglieder die Nutzung des Raumes mitbestimmen und dabei selbst kreativ werden. Hier soll ein Coworking-Bereich, die Möglichkeit für nachbarschaftliche Spielenachmittage und weitere Möglichkeiten für ein vielfältiges Genossenschaftsleben einziehen. Eine weitere Besonderheit: Kunst am Bau zeigt im umgestalteten Eingangsbereich sogenannte „freundliche Hausgeister“ (geschaffen von der Eberswalder Künstlerin Gudrun Sailer) und soll die Identifikation der Bewohner*innen mit ihrem Wohnhaus stärken.
Bauliche Details der Sanierung
Handlungsbedarf bestand beim baulichen und energetische Zustand der Plattenbau-Häuser: Diese wurden im Rahmen des Projektstarts zur Sanierung des Brandenburgischen Viertels in Eberswalde umfassend saniert und modernisiert. So wurden in den Wohnungen nicht nur Elektro-, Heizung-, Sanitärarbeiten ausgeführt sowie die Decken, Türen, Böden und Wände aufgearbeitet, sondern auch verschiedene Grundrissänderungen durchgeführt, um großzügigere und moderne Raumzuschnitte zu erhalten und Durchgangszimmer zu vermeiden. Umfassend aufgearbeitet wurden auch die Eingangsbereiche und öffentlichen Bereiche, zudem wurden ebenerdige, innenliegende Aufzüge eingebaut, um künftig eine barrierefreie Erreichbarkeit der Etagen zu ermöglichen. Auch die Keller, Dächer und Fassaden wurden zum Teil gedämmt und in einen modernen Zustand versetzt. Zudem wurde ein Regenwassermanagement eingerichtet: Um das öffentliche Netz zu entlasten, führt die 1893 das Regenwasser durch Versickerung in einer angelegten Mulde in den natürlichen Kreislauf zurück.
Neue Software zur Bauüberwachung eingesetzt
Beim Bauüberwachungsprozess wurde von der 1893 erstmalig eine Software genutzt, um das Projekt auf der Basis von zuverlässigen Echtzeitinformationen tagaktuell zu überwachen, zu steuern und den gesamten Bau- und Planungsprozess zu optimieren. Der Einsatz der Software sollte die Grundlage für eine erfolgreiche Projektabwicklung auf Basis einer digitalen, kollaborativen Umgebung bilden.
Rund 3,6 Millionen Euro investiert
Die Bauprojekte, die die Genossenschaft zwischen 2020 und 2024 im Projekt BRAND.VIER umsetzt, erhalten insgesamt 57 Millionen Euro Fördergelder. Für das Projekt Havellandstraße hat die 1893 insgesamt 3,57 Millionen Euro investiert. Die Summe stammt aus Eigenmitteln der Genossenschaft, aus Baudarlehen und aus KfW-Mitteln. Die Finanzierung für das sanierte, ausgezeichnete Gebäude in der Havellandstraße wurde noch außerhalb der aktuell geltenden Kooperationsvereinbarung zwischen der 1893, der Stadt Eberswalde und dem Land Brandenburg gestartet.
Das Qualitätssiegel
Das Qualitätssiegel „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“ wird in der Regel sechsmal jährlich vom BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. vergeben und steht unter der Schirmherrschaft von Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann. Durch die Auszeichnung beispielhafter Projekte soll darauf aufmerksam gemacht werden: Den Unternehmen der sozialen Wohnungswirtschaft kommt bei Stadtentwicklung, gutem Wohnen, Bewältigung des demografischen Wandels und Klimaschutz im Land Brandenburg eine Schlüsselrolle zu. Über die Preisvergabe entscheidet ein Bewertungsgremium, das neben dem BBU aus Vertreter*innen der Arbeitsgemeinschaft „Städteforum Land Brandenburg“, der Bundestransferstelle Stadtumbau, einer Bank sowie dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg besteht.